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Wer ist Edward Moon?

  • Autorenbild: Johanna
    Johanna
  • 28. Dez. 2021
  • 2 Min. Lesezeit

Das 2020 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Buch von Sarah Crossan handelt von der entfremdeten Beziehung zwischen Joe und seinem großen Bruder Edward, welchen er seit ganzen zehn Jahren nicht mehr gesehen hat.

So lange sitzt Ed nämlich bereits in der Todeszelle.

Was er getan hat? Nichts. Sagt er zumindest...

Trotzdem steht jetzt sein Hinrichtungsdatum fest.

Obwohl Joe nicht sicher ist, was an dem Abend geschehen ist, an dem Ed verhaftet wurde, macht er sich ganz alleine auf den Weg nach Wakeling, Texas, um die letzten Tage, die seinem Bruder noch bleiben, mit ihm zu verbringen.

Denn trotz der Tatsache, dass bis auf seine Schwester jeder in der Familie wütend auf Ed ist und ihn praktisch auszuradieren versucht, scheint Joe seinen großen Bruder noch immer auf eine Art zu bewundern, auf die kleinere Geschwister ihre älteren Geschwister nun einmal bewundern.

Auf keinen Fall will er zulassen, dass der Mensch, der früher wie eine Art Vaterersatz für ihn war, einsam und verlassen sterben muss.


Natürlich deutet allein der Inhalt bereits auf eine emotionale Geschichte über Geschwisterliebe, Loyalität und die Frage nach der Wahrheit hin, jedoch kann bekanntlich auch die beste Idee durch einen miesen Schreibstil zunichte gemacht werden.

Das passiert der Autorin in keiner Weise.

Die kurzen Sätze und die Tatsache, dass das Buch komplett in Versen geschrieben ist, die die Kapitel wie Strophen eines sich nicht reimenden Gedichtes wirken lassen, machen stets eine gewisse Distanz zwischen Leser*in und Joe spürbar.

Es wird nichts groß erklärt, gerade so, als würde man einfach die Gedanken von Joe mitlesen, ohne dass man immer sofort jeden Zusammenhang versteht.

Genau dieses Gefühl, praktisch der stumme Zuhörer in Joes Gedanken zu sein, ist es aber, was das Geschehen trotz der scheinbaren Distanz zum Protagonisten wieder umso emotionaler und mitreißender macht.

Trotz einer gewissen Gleichgültigkeit und Resignation, die ständig mitschwingen, versteht man, wie viel Joe unter der Schale empfindet und wie sehr die Geschichte sein gesamtes Leben, das in Rückblenden immer wieder einen Platz findet, geprägt hat.


Sarah Crossan gelingt es, die Handlung emotionaler und aufwühlender herüberzubringen, als es tränenreiche und pathetische Worte jemals gekonnt hätten.

Ein Must-Read für eigentlich jeden, der etwas mit Literatur anfangen kann, die einem nicht jeden Fakt vor die Füße spuckt, sondern darauf angelegt ist, zwischen den Zeilen gelesen zu werden.

 
 
 

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